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Wolfsjäger
Wolfsjäger (auch: Wolfsfänger) war die Bezeichnung für Personen, die Wölfe fingen. Im Mittelalter lebten in den Wäldern zahlreiche Wölfe. Immer wieder kamen die Wölfe auch in die Nähe der Siedlungen. Die Wölfe waren eine Gefahr für das Wild und das im Wald nach Futter suchende Vieh. Die Wölfe wurden bejagt, gefangen und getötet. Dem normalen Bürger war es nicht gestattet, Waffen zu tragen oder gar einzusetzen. Deshalb wurden in großer Zahl Gruben, Löcher angelegt oder Wolfsangeln ausgelegt.
Wolfsfänger standen in Diensten der Kurpfalz, aber auch geistlicher Stellen. Am Beispiel der Augustinerchorherren in Hördt ist dies belegt [1]. Die Wolfsfänger erhielten, wie in den Stadtrechnungen von der Stadt Neustadt aufgeführt, eine Entlohnung, das Wolfsgeld. Der Betrag richtete sich nach der Anzahl der gefangenen oder getöteten Wölfe. Unter der Bezeichnung „Ußgabe an gelt von den Wolffen“ ist eine Rubrik in den Stadtrechnungen der Stadt Neustadt an der Weinstraße der Jahre 1501 und 1502 belegt. Benannt werden in diesen Stadtrechnungen auch einige Wolfsfänger aus Maikammer (Originalschreibweise des Ortes und Jahresangabe der Eintragung sowie Datumsangabe):
- Gunter Werner (wohl eher Werner (Vorname) Gunter (Nachname) zu lesen) (Meykemmern, 1476/1477), Mittwoch, den 7. Mai 1477.
- Hans Gunter (Menckermern, 1501/1502)
- Peter Gunther (Menckemmern, 1517/1518)
- Peter Gunther (Meynkamer, 1527/1528), Dienstag, den 19. Mai 1528.
Daneben sind auch Wolfsfänger verzeichnet, die aus anderen Ortschaften stammten, aber in Maikammer gejagt oder gefangen haben. Dazu zählt Peter von Eschbach, der in Menckemern einen Wolf gefangen hat.
Die Personen Peter und Werner Gunter finden sich ebenfalls in der Liste zum Gemeinen Pfennig aus dem Jahre 1495. Der Familienname "Gunter" oder "Günter" ist im Ortsfamilienbuch Maikammer-Alsterweiler aufgeführt.
Hinweis auf die Jagd nach den Wölfen gibt die Bezeichnung des Flurnamens "Wolfsloch" in Alsterweiler. So unter anderem auch am Flurkreuz "Im vorderen Wolfsloch" an der Mühlstraße in Alsterweiler - Bildstöcke und Flurkreuze in Alsterweiler.
Fundstellen zu Wolfsjäger
Die Anzahl der Einträge in der folgenden Tabelle beträgt: 2
Sammlung_1 | Sammlung_2 | Anmerkung | Zitiert | Übertragung | Zitat | Schlagwort | SeiteDieses Attribut ist ein Spezialattribut in diesem Wiki. | Nutzen für Alsterweiler | Jahr | Datum | |
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Pfälzisch-Rheinische Familienkunde/Beiträge | Liste Person | Seiten 330–334, Wolfsjäger in Maikammer, aber auch in Alsterweiler tätig - siehe dazu Wolfsloch. | Gunther | Maikammer Alsterweiler Wolfsloch Wolfsjäger Gunther | Seite 330/1 | 2 | |||||
Urban Ziegler/Veröffentlichungen | Flurnamen (Alsterweiler) | Ziegler (1987b) | Flurnamen sind nicht nur mehr oder weniger phantasievolle Bezeichnungen für Gewannen. Sie sind eine Heimatkunde in Stichworten. Im Flurbereinigungs-Abschnitt Maikammer I, südlich des alten Alsterweiler, ist ihnen Urban Ziegler auf den Grund gegangen. Der Teilnehmergemeinschafts- Vorsitzende hat sich schon seit vielen Jahren der Heimatkunde verschrieben.
„Im Letten“ ist ein Flurnamen, der Ziegler kein Kopfzerbrechen machen konnte. „Letten“ ist nichts weiter als ein toniger Boden; nährstoffreich, aber schwer zu bearbeiten. Doch die Mühe lohnt sich für den Winzer, denn auf Letten gedeiht vor allem der Silvaner bestens und kann sogar zum Eiswein reifen. Außer, der Letten ist kält und naß, weshalb man ihn weitaus lieber auf den Hügeln als in den Niederungen sieht Auch „Held“ war einfach zu erklären - es heißt nichts anders als „Halde“ und meint ein Hügelgebiet Der Steilhang heißt hingegen „Stotz“. Die Flurnamen „Zwischen den Wegen“ und "Ackerbrückenweg“ bedurften keiner Deutung. Anders das „Spielfeld“. Fußball kann wohl kaum gemeint sein. Ziegler holt weit in die Geschichte aus - in jene Zeit, da hier noch Kastanienwald stand. Die Früchte dienten zur Nahrung über Win¬ter. Aber um 1450 wurden aus England Getreideneuzüchtungen eingebracht, welche die Kastanien mehr als ersetzten. Maikammer und St. Martin teilten sich anno 1572 die Fläche, die Getreidenutzung begann. Weizen wurde angebaut - „Spelz“, wie man ihn nannte. Auch heute nennt man um Maikammer dieses Kulturgras noch „Schpelwel". Liegt hier die Wortwurzel des „Spielfelds“? - Vielleicht Es könnte auch, wie das sogenannte „Kirchspiel“, ein Gemeinschafts-Besitztum gewesen sein. Oder es hat etwas mit „sehen“ zu tun und dabei den gleichen Ursprung wie beispielsweise „Spiegel“.- Denn die Fläche ist exponiert, man sieht eine Menge von dort aus. Auf die Haingeraide deutet auch das „Mundrecht“ hin. Ursprünglich lautet das Wort „Mannrechtsspruch“ - das Gesetz für die Haingeraide, die frühen Genos-senschaftswälder zwischen Queich und Speyerbach, und für die Genossen. Dieses Recht enthielt auch reichlich makabre Höchststrafen für die schlimmste Untat, die vorsätzliche Brandstiftung: Der Mis¬setäter wurde aufgeschlitzt, sodann wur¬den seine Gedärme herausgezogen - was er logischerweise nicht überlebte. Das letzte Mundrecht wurde 1550 festgelegt - inclusive dieser drakonischen Methode. Aus der alten Waldzeit stammen auch „Geißweide“ und „Viehtrieb“: Sie deuten auf die Waldweidenutzung hin. Nördlich des Flurbereinigungs-Abschnittes ist „Die Sau“: Schweine wurden getrennt vom anderen Vieh in den Wald getrieben. Grund war deren lästige Eigenschaft, sich im Futter der anderen Viecher herumzusuhlen. Diese Wälz-Domäne ist ihnen nunmehr genommen, seit dort ein Neubaugebiet entstand. „Säulebuschgasse“ heißt noch der Weg der Rüsseltiere mit dem Ringelschwanz zur Waldwiede. Der „Schindwasen“ hieß seit etwa 1600 „Kuhkirchhof“. Irgendwo mußte ja auch das verendete Vieh hin. Ende des vergangenen Jahrhunderts wandelte sich die Funktion: Es wurden Bäume gesetzt, Bänke aufgestellt. Das Vieh lockte auch Wölfe an. Ihnen ging man mit Fallgruben zu Leibe, worauf der Flurname „Wolfsloch“ hinweist Nur brauchte man auch einen Wolfsfänger. Wie macht man aber einen solchen ausfindig in der vortelefonischen Zeit? - Glasverkäufer mußten sich im Salz-Herings-Ölamt zu Edesheim melden. Zur Glasherstellung brauchten sie Quarzsand und Pottasche aus Buchenholz; das gab's reichlich im Wald zwischen Weißenburg und Bitsch. In diesem Wald heulten auch reichlich Wölfe, demzufolge hoch war die Dichte der Wolfsfänger. Im Amt mußte nun jeder Glasverkäufer einen Wolfsfänger aus seiner Gegend benennen. Ein Wolfsfänger leistete seinen Job wahrhaftig preiswert: Für ein Jungtier erhielt er einen Pfennig, für ein Vatertier fünf bis sieben, für ein Muttertier sieben. Im Amtsbezirk Edesheim wurde im Schnitt eine jährliche Wolfsausbeute von einem Dutzend erzielt Sieben Pfennig - damit konnte auch ein Mann als Tagelöhner rechnen; eine Frau mit zweien, und dafür konnte sie sich gerade zwei Eier kaufen. Urban Ziegler fand in den Gemeindeakten einen Wolfsfänger-Nachlaß: „Reich war er bestimmt nicht!“. Seit dem 30jährigen Krieg liegen keine Unterlagen mehr über die Wolfsfängerei vor. Der Flurname „Waschhütte“ erinnert an ein altes Handwerk, nämlich die Herstellung von Erdfarben. Stellenweise steht am Haardtrand ein blauer Ton an. Er wurde gestochen, ausgeschlämmt und in der Waschhütte zu blauer Farbe verarbeitet. Eine wichtige Farbe, brauchte man sie doch für Mützen und Kutten der Küfer. Erst die Gründung der BASF im Jahr 1866 setzte der Erdfarben-Gewinnung ein Ende. Die Waschhütte holte ihr Wasser vom „Petersbrünnel" - auch ein Flurname. Ebenso wie „Im Färber“ außerhalb des Bereinigungsabschnittes, wo die Tuche gefärbt wurden. Bedarf bestand: 1823 gab es in Maikammer 22 Leinenweber, Die „Schießmauer“ ist urkundlich gut belegt 1578 begann die Gemeinde, sie nebst Schützenhaus für die „Schützeneinigung“ zu bauen. Denn die Schützen waren ihr wichtig. Alljährlich wurden zwölf von ihnen ausgelost, um die Flur zu bewachen - als „Feldschützen“. Sie hatten noch zur Aufgabe, Sturm zu läuten, wenn ein Wetter auf zog. Dann mußten die Bürger ihre offenen Feuerstellen löschen, die sonst zum Brandherd werden könnten. Und brannte ein. Haus, so brannten sie fast alle. Die einzigen auch bei Sturm geduldeten Feuer waren der Gemeindebackofen und das Ewige Licht in der Kirche. Die Feldschützen hatten auch noch mit dem Zehnten an den Bischof zu tun. Jeder hatte seinen Weinbeitrag in die Zehnerbütt, tatsächlich ein Faß, zu kippen. Verschnitt war seinerzeit sowieso die einzige Weinsorte. Als Maß diente dem Feldschütz ein geeichter Stock, mit dem er außerdem eventuellen Übeltätern kräftig 'eins überziehen konnte. Der Lohn ging nach dem Weinertrag. Meist gab es einen ganzen Pfennig pro Monat. Zwei weitere Flurbereinigungsabschnitte stehen in Maikammer noch bevor; einer davon ist schon in Arbeit. Für diese Flächen stöbert Urban Ziegler in alten Akten, um den Flurnamen auf den Grund zu gehen. | Feldschütz Held Leinenweber 1866 Flurname Viehtrieb Geißweide Maikammer Alsterweiler Ackerbrückenweg 1823 Wolfsloch Waschhütte Petersbrünnel Sau Letten Wolfsjäger Geiswiese Wolfsfänger Im Färber Schießmauer Schindwasen Säulebuschgasse Kuhkirchhof Salz-Herings-Ölamt Pottasche Quarzsand Weißenburg Bitsch 1587 Zehnerbütt | Seite 1/1 | 6 | |||||
Wolfsjäger in den ältesten Stadtrechnungen Neustadts (bis 1528) | Artikel | Maikammer Wolfsloch Wolfsjäger Gunther | 2020 |
Weblinks
Literatur
Einzelnachweise
- ↑ Weingart (2020): Weingart, Johannes (2020): Wolfsjäger in den ältesten Stadtrechnungen Neustadts (bis 1528). In: Pfälzisch-rheinische Familienkunde 69 (Band XIX, Heft 7), S. 330–334.
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