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Wascherde
Wascherde, auch Lavaerde genannt (aus dem Lateinischen: lavare=waschen, im Arabischen: الغاسول, im 18. Jahrhundert: wascherdt) ist ein Tonmineral (meist in gemahlener Form)[web 1][anm 1]. Wascherde wurde beim Fertigungsprozess von Tuchen genutzt. Gewonnen wurde derartiges Material in Alsterweiler, oberhalb der Mühlgass12. Der Verkauf erfolgte nach Grevenhausen (Lambrecht/Pfalz) zur Fertigung von Tuch, dann mit der Bezeichnung Walkerde[1][2]. Die gemeindlichen Einnahmen für Maikammer-Alsterweiler aus der "wascherdt" werden in der Maikammerer Bürgermeister Rechnung (1739-1740) erwähnt[3]. Die Einnahmen werden mit 0 Gulden angegeben. Möglicherweise war der Abbau schon Anfang des 18. Jahrhunderts beendet worden. Auch wird die dort stehende Hütte (Wäschhütte) nicht mehr angeführt.
Hauptbestandteile der Wascherde sind Silicium und Magnesium, ferner Eisen, Calcium und Natrium. Traditionell wird Wascherde an der Luft und an der Sonne getrocknet und anschließend gemahlen. Heute ist Wascherde als Produkt der Naturkosmetik wieder geschätzt.[4]
Das Reinigungsmittel ist bereits seit dem Altertum bekannt. Zu Zeiten des Mittelalters wurde der gesamte Nahe Osten mittels Karawanen mit Lavaerde beliefert.
Chemische Zusammensetzung
- SiO2 Siliziumdioxid: 55–61 %
- MgO Magnesiumoxid: 21–25 %
- Al2O3 Aluminiumoxid : 3–5 %
- Fe2O3 Eisenoxid: 1–2 %
- CaO Calciumoxid: 1–3 %
Fundstellen zu Wascherde
Die Anzahl der Einträge in der folgenden Tabelle beträgt: 3
| Sammlung_1 | Sammlung_2 | Anmerkung | Zitiert | Übertragung | Zitat | Schlagwort | SeiteDieses Attribut ist ein Spezialattribut in diesem Wiki. | Nutzen für Alsterweiler | Jahr | Ausstellung | Datum„Datum <span style="font-size:small;">(Date)</span>“ ist ein Datentyp für Datumswerte. Er wird Attributen mit Hilfe eines von Semantic MediaWiki bereitgestellten, softwareseitig fest definierten Attributs (Spezialattribut), zugeordnet. | |
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| Die Flur von Maikammer-Alsterweiler/Flurnamen | Flurnamen (Alsterweiler) Flurname Alsterweiler Wäschhütte | Der Flurname Wäschhütte erinnert an ein altes Handwerk, nämlich die Herstellung von Erdfarben. Stellenweise steht am Haardtrand ein blauer Ton an. Er wurde gestochen, ausgeschlämmt und in der Wäschhütte zu blauer Farbe verarbeitet. Es war eine wichtige Farbe, brauchte man sie doch für Mützen und Kutten der Küfer. Erst die Gründung der BASF im Jahre 1866 setzte der Erdfarbengewinnung ein Ende. Die Wäschhütte holte ihr Wasser vom nahen Petersbrünnel, das früher, so wie allen Quellen viel mehr Wasser brachte. Mit der gewonnen Farbe wurde in der Gewanne "im Färber" die von zahlreichen Leinenwebern (1823 waren es 22) angefertigten Leinenstoffe gefärbt. Diese färbten ihre gewebten Stoffe damals selbst, mit Hilfe des Wassers vom Mühlbach, der durch die dortige Gemarkung floß. Die Leinenweber galten früher als Hungerleider, sie mußten ihr Brot in Wasser backen und es als Milchsuppe essen. "Wenn bei den Leineweber die Mäuse in die Küche kommen, verhungern sie". Im Gegensatz zu den Wollwebern galten sie nicht als zunftfähig. In der Gewanne "Wäschhütte" wurde sogenannte Wasch- und Walkerde gegraben und mit Fuhrwerken nach Grevenhausen, einem Ortsteil von Lambrecht, zum Walken der Wollgewebe gefahren (Walken ist das unter Druck behandeln von wollenen Geweben mit Seifenwasser und Laugen), früher auch mit Walkerde (Gemenge von Kieselsäure und Tonerde). Walker waren die Arbeiter, die das Tuch mit der Verfilzmaschine kneteten. Dabei dienten sie auch beim abschließenden Waschvorgang als Fettlöser. Dieses Fettlösen machten sich auch die "Rotgerber" im Annweilerer Raum zu Nutze. So wurde die Walkerde dort benützt, um das Sohlleder geschmeidig zu machen und gleichzeitig das Leder zu färben, sowie die Fette der dazu verwendeten Häute wegzunehmen. Man sparte dabei nicht mit dem Auftragen der Walkerde auf das Leder. Diese trocknete dort an und bildete eine Schicht auf dem Leder. Da das Leder im Kilopreis verkauft wurde, brachte aufgetragene Walkerde den Gerbern einen zusätzlichen Gewinn. Die benachteiligten Schuhmacher wehrten sich gegen den offensichtlichen Betrug und zogen deswegen vor Gericht. Hier bekamen sie Recht und von da an wurde das Leder ohne die Schicht Walkerde verkauft. (Mündliche Mitteilung von Schuhmachermeister Brauer, Maikammer). Der Wäschhüttenpfad war zu römischer Zeit gepflastert und führte, wie auch der Heldenpfad, zum Römerweg am Waldesrand. | Wascherde Grevenhausen Lambrecht Alsterweiler Walkerde Wäschhütte Waschhütte Lehmgruben Gerber Petersbrünnel Ton Walker Schuhmacher Wäschhüttenpfad Heldenpfad Römerweg | Wäschhütte Seite 78 | 6 | |||||||
| Geschichte von Maikammer=Alsterweiler/Alsterweiler/101bis125 | Mühlgasse Einnahme Alsterweiler | Oberhalb der Mühlgasse stand eine Hütte, bei welcher Wasch- oder Walkerde für die Tuchwebereien in Grevenhausen gegraben wurde. Die Gemeinderechnungen vor dem Dreißigjährigen Kriege weisen Einnahmen aus dieser Erde nach. | Mühlgasse Wascherde Grevenhausen Einnahme Gemeinderechnung Alsterweiler Walkerde Tuchweber | Seite 106/2 | 6 | |||||||
| Geschichte von Maikammer=Alsterweiler/Alsterweiler/126bis150 | Mühlgasse Wascherde Mühlstraße Alsterweiler | Die Angabe ist ohne Quelle, wohl aus einer Gemeinderrechnung. | Hinter der Mühlgasse in Alsterweiler wurde sogen. Wascherde gegraben und nach Grevenhausen zum Walken des Tuches verkauft. | Mühlgasse Wascherde Grevenhausen Mühlstraße Alsterweiler | Seite 141/1 | 6 | ||||||
| LA Sp U 103 Nr.193 | Urkunde Einnahmen-Ausgaben-Rechnung | anteceßoribus Hermann Säuler und Andreas Jung | Wascherde Bürgermeister Rechnung Gemeindegericht Maikammer | 11 November 1740 | ||||||||
| Aufnahme aus dem Jahr 2019. | Wascherde Lettengrube Wäschhütte |
Weber und Tuchmacher
Weber stellen aus Garnen Gewebe her. Die Tuchmacher waren spezialisierte Weber. Sie fertigten aus feiner gewalkter und gerauter Wolle (Wollgewebe) Tuche her. Typische Webgarne waren Hanf, Flachs und Wolle. Schutzheilige der Weber ist Radegundis.
Verwendung der Wascherde in Lambrecht
Ungefähr seit dem 12. Jahrhundert gibt es Walkemühlen in Europa. In Lambrecht erreichte die Einwanderung von Wallonen in den Jahren um 1567 ihren Höhepunkt. Es begann die Zeit der Tuchmacherei. Als exzellente Tuchweber brachten die Wallonen das Handwerk der Tuchmacherei nach Lambrecht mit. Schon bald schlossen sich 32 Tuchweber zu einer Genossenschaft zusammen, was die Bedeutung dieses Handwerks in Grevenhausen deutlich macht.
Das Walken mit einer „Walke“ (Walkemühle auch Dickmühle, Filzmühle oder Lochwalke) ist eine seit dem Hochmittelalter eingesetzte Technologie. Sie hilft bei der Verarbeitung, Verdichtung und Veredelung von Geweben. Das Wollgewebe (in roher Form Loden) wird in einer Walkemühle in Behältern (Holzbottichen) durch Holzhämmer gewalkt[web 2]. Für Lambrecht wird das Vorgehen wie folgt beschrieben: Das gewebte (rohe) Tuch wurde in der Walkemühle in die "Grube eines Lochbaums" (wannenartige Aushöhlung in einem dicken Baumstamm oder Bottich) eingelegt [web 3]. Die Hämmer wurden über eine Welle und eine Schwinge von einem Wasserrad angetrieben. Die Aussparung (Bottich) war mit einer seifenartigen Flotte, mit Zusätzen wie "Wascherde" aus Alsterweiler, auch "Walkerde" genannt, befüllt. Sie war ein feiner, mergeliger Ton mit fettaufsaugender Kraft.
Das Walken ist ein stauchen, verdichten, klopfen. Die Fäden gewannen an Geschmeidigkeit, spleißten an den Rändern auf und bildeten feine Härchen. Mit den Nachbarfäden verfilzten sie sich. Die aggressive Flotte unterstützte diesen Prozeß. Danach wurde das Tuch gewaschen. Es war durch die Behandlung auf ein Drittel seiner ursprünglichen Größe geschrumpft. Ein frisch gewebtes Tuch wurde vom Webstuhl "abgebäumt". Es war noch ziemlich strack. Jeder einzelne Faden des Tuchs war zu sehen. Das Walken diente dazu, ein lockeres und geschmeidiges Tuch herzustellen. Es sollte einen guten Tragekomfort aufweisen, war wärmend, regen- und windabweisend. Das "Walken" war somit ein wichtiger Arbeitsschritt in der Tuchherstellung.
Walkmühlen haben das althergebrachte Walken mit den Füßen ersetzt. Eine Walkmühle konnte bis zu 40 Fußwalker ersetzen[web 4].
In Lambrecht werden für das Jahr 1601 fünf Walkmühlen angeführt[web 5].
Die Arbeitsweise ähnelt der einer Lohmühle. Ein mit Nasen besetzter Wellbaum wurde vom Wasserrad der Mühle in Drehung gebracht. Angebrachte Nasen setzten sich in Griffmulden von schweren eisenbeschuhten Stampfen, hoben diese an und gaben sie wieder frei (durch Wegdrehen der Nasen). So stürzten die Stampfen in die Tröge und zerstampften so die darin befindliche Eichenrinde zu "Lohpulver" für die Gerbereien.
In der Walkmühle wurde mit dem gleichen Prinzip gearbeitet. Es wurden aber kleinere und leichtere Stößel, Stempel genannt, eingesetzt. Sie waren "beschuht", um den Schlag abzufedern. Zudem wurde der Hub oder Fall über eine schiefe Ebene abgemildert. Das im Vergleich zur Eichenrinde in den Lohmühlen empfindliche Tuch konnte "geschont" werden. Die alte Walktechnik wurde nach dem "Frankenthaler Typ" oder nach dem "Kuseler Typ" benannt. Beide Techniken waren in der Pfalz vertreten[5].
Heutige Verwendung der Wascherde
Die seifige Tonerde (gesprochen: Ghassoul) wird bereits seit dem Mittelalter von nordafrikanischen Bevölkerungsgruppen und in Teilen des Nahen Ostens genutzt. Wascherde wird heute aus Lagerstätten im mittleren Atlas gewonnen, im Moulouya-Tal, etwa 200 km von der marokkanischen Stadt Fès entfernt. Der Ghassoul wird heute mit Orangenblütenwasser, Rosenwasser, ätherischen Ölen oder Heilpflanzen gemischt und dadurch verfeinert. Er findet Anwendung in türkischen Bädern und beim Hamam.
Walkerden (auch Fullererde) ist weitaus bekannteren Bentonit ähnlich. Walkerde wurde in früheren Zeiten zum Entfetten von Häuten und Bleichen von Textilien benutzt. Walkerden werden heute beim Entfärben von Pflanzen- und Mineralölen eingesetzt. Sie dienen auch als Füll- und Absorptionsmittel oder als Trägersubstanzen für Insektizide. In Deutschland befinden sich größere Vorkommen in Sachsen, im Westerwald und in Geisenheim.
Weblinks
- ↑ siehe dazu: [.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=wascherde Wörterbuchnetz] Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 08.12.2019. wascherde, f. dasselbe wie walkerde, eine thonartige erde, deren man sich zum reinigen und walken von tuchen bedient Nemnich 5, 627. Adelung. zuerst für die in der bibel, Jerem. 2, 22, erwähnten reinigungsmittel borith 'seifenkraut' und nitrum 'ein mineralisches laugensalz': Diefenbach gl. 381b. nov. gl. 264b nitrum, nov. gl. 57 borith, wasch- wäsch- wesch- wesche- wesseerde. darnach: terra cimolia, wascherde, füllerde Corvinus fons latinitatis (1646) 888; die botasche, alias wascherde, terra cimolia, pharmactis, ampelitis Stieler 60; disz hebreische wort borith ... sey ein wasch- oder fühlerd, wie sie umb den Cadan gegraben wird für die ircher (weiszgerber) Mathesius Sarepta (1587) 109b; in Tiringen ... ist eine grüne seiffen oder wascherde gefunden worden Albinus meisznische bergkchronica (1590) 176.
- ↑ Siehe dazu eine ausführliche Darstellung unter: https://walkemuehle.de/historie/
- ↑ Mühlen, Gerald Lehmann
- ↑ Siehe dazu eine ausführliche Darstellung unter: https://walkemuehle.de/historie/
- ↑ Mühlen, Gerald Lehmann
Literatur
Einzelnachweise
- ↑ "Hinter der Mühlgasse in Alsterweiler wurde sogen. Wascherde gegraben und nach Grevenhausen zum Walken des Tuches verkauft." Leonhardt, Johannes (Hrsg.), (1928) Geschichte von Maikammer=Alsterweiler. Maikammer, Selbstverlag, Seite 141
- ↑ "Oberhalb der Mühlgasse stand eine Hütte, bei welcher Wasch- oder Walkerde für die Tuchwebereien in Grevenhausen gegraben wurde. Die Gemeinderechnungen vor dem Dreißigjährigen Kriege weisen Einnahmen aus dieser Erde nach." Leonhardt, Johannes (Hrsg.), (1928) Geschichte von Maikammer=Alsterweiler. Maikammer, Selbstverlag, Seite 106.
- ↑ E-Buch mit Nachweis zur Wascherde und zur Leimengrub: hier (externe Anwendung)
- ↑ Dieses Mineral kommt ausschließlich im marokkanischen Atlasgebirge vor und wird dort seit Jahrhunderten abgebaut, und noch in der Gegenwart wird ein bestimmtes Areal des Abbaugebietes von der marokkanischen Königsfamilie für den Eigenbedarf beansprucht. Seit dem 8. Jahrhundert wird Lavaerde im Atlasgebirge abgebaut.
- ↑ Alle Angaben: Mühlen, Gerald Lehmann
Anmerkungen
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Referenzierungen
- ^ Titel: Geschichte von Maikammer=Alsterweiler.
Schlüssel: Geschichte von Maikammer=Alsterweiler/Alsterweiler/101bis125#Seite_106/2
Seite: Seite_106/2
Zitat: Oberhalb der Mühlgasse stand eine Hütte, bei welcher Wasch- oder Walkerde für die Tuchwebereien in Grevenhausen gegraben wurde. Die Gemeinderechnungen vor dem Dreißigjährigen Kriege weisen Einnahmen aus dieser Erde nach.
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Schlagwort: Alsterweiler · Mühlgasse · Walkerde · Wascherde · Tuchweber · Grevenhausen · Gemeinderechnung · Einnahme
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Sammlung: Alsterweiler · Mühlgasse · Einnahme
LINK: Wascherde
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WIKI: Wascherde - ^ Titel: Geschichte von Maikammer=Alsterweiler.
Schlüssel: Geschichte von Maikammer=Alsterweiler/Alsterweiler/126bis150#Seite_141/1
Seite: Seite_141/1
Zitat: Hinter der Mühlgasse in Alsterweiler wurde sogen. Wascherde gegraben und nach Grevenhausen zum Walken des Tuches verkauft.
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Anmerkung: Die Angabe ist ohne Quelle, wohl aus einer Gemeinderrechnung.
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Schlagwort: Alsterweiler · Wascherde · Grevenhausen · Mühlgasse · Mühlstraße
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Vorkommnis: Ein Datum für das Vorkommnis fehlt.
Vorkommnistag: Eine Tagesangabe (Vorkommnistag) fehlt.
Stufe: 6
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