Wäschhütte

Wäschhütte [1] ist ein Flurname in Alsterweiler[lit 1][urk 1]. Wäschhütte bezeichnet die Lage einer Hütte zur Gewinnung von Wascherde sowie der Herstellung von Erdfarben1. Am Haardtrand steht ein blauer Ton an. Er wurde gestochen, ausgeschlämmt und in der Wäschhütte zu blauer Farbe verarbeitet. Sie wurde benötigt für das Einfärben von Mützen und Kutten der Küfer. Die Arbeiter in der Wäschhütte nutzten das Wasser des Peterbrünnels. In der Gewanne wurde auch Wascherde und Walkerde gegraben und mit Fuhrwerken nach Grevenhausen zum Walken der Wollgewebe gefahren. Die Walkerde oder Wascherde diente beim abschließenden Waschvorgang als Fettlöser. Der Wäschhüttenpfad war früher wohl gepflastert und führte zum Spielfeld sowie zur Römerstraße, die am Haardtrand entlang zog.

Systematik:
Die Bezeichnung taucht in folgenden Urkunden auf:
LA Sp F2 Nr.221 (1669) - Wäschhütt und "uff der waschhütten"
LA Sp F2 Nr.223 (1700) - Ein halb Vürtel auf der waschhütte, oberseits gnädigst Herrschaft.
Fundstellen zu Wäschhütte
Die Anzahl der Einträge in der folgenden Tabelle beträgt: 3
Sammlung_1 | Sammlung_2 | Anmerkung | Zitiert | Übertragung | Zitat | Schlagwort | SeiteDieses Attribut ist ein Spezialattribut in diesem Wiki. | Nutzen für Alsterweiler | Jahr | Datum | |
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Die Flur von Maikammer-Alsterweiler/Flurnamen | Flurnamen (Alsterweiler) Flurname Alsterweiler Petersbrunnen | Brunnen Alsterweiler Wäschhütte Petersbrunnen St. Petrus | Petersbrunnen Seite 79 | 6 | |||||||
Die Flur von Maikammer-Alsterweiler/Flurnamen | Flurnamen (Alsterweiler) Flurname Alsterweiler Wäschhütte | Der Flurname Wäschhütte erinnert an ein altes Handwerk, nämlich die Herstellung von Erdfarben. Stellenweise steht am Haardtrand ein blauer Ton an. Er wurde gestochen, ausgeschlämmt und in der Wäschhütte zu blauer Farbe verarbeitet. Es war eine wichtige Farbe, brauchte man sie doch für Mützen und Kutten der Küfer. Erst die Gründung der BASF im Jahre 1866 setzte der Erdfarbengewinnung ein Ende. Die Wäschhütte holte ihr Wasser vom nahen Petersbrünnel, das früher, so wie allen Quellen viel mehr Wasser brachte. Mit der gewonnen Farbe wurde in der Gewanne "im Färber" die von zahlreichen Leinenwebern (1823 waren es 22) angefertigten Leinenstoffe gefärbt. Diese färbten ihre gewebten Stoffe damals selbst, mit Hilfe des Wassers vom Mühlbach, der durch die dortige Gemarkung floß. Die Leinenweber galten früher als Hungerleider, sie mußten ihr Brot in Wasser backen und es als Milchsuppe essen. "Wenn bei den Leineweber die Mäuse in die Küche kommen, verhungern sie". Im Gegensatz zu den Wollwebern galten sie nicht als zunftfähig. In der Gewanne "Wäschhütte" wurde sogenannte Wasch- und Walkerde gegraben und mit Fuhrwerken nach Grevenhausen, einem Ortsteil von Lambrecht, zum Walken der Wollgewebe gefahren (Walken ist das unter Druck behandeln von wollenen Geweben mit Seifenwasser und Laugen), früher auch mit Walkerde (Gemenge von Kieselsäure und Tonerde). Walker waren die Arbeiter, die das Tuch mit der Verfilzmaschine kneteten. Dabei dienten sie auch beim abschließenden Waschvorgang als Fettlöser. Dieses Fettlösen machten sich auch die "Rotgerber" im Annweilerer Raum zu Nutze. So wurde die Walkerde dort benützt, um das Sohlleder geschmeidig zu machen und gleichzeitig das Leder zu färben, sowie die Fette der dazu verwendeten Häute wegzunehmen. Man sparte dabei nicht mit dem Auftragen der Walkerde auf das Leder. Diese trocknete dort an und bildete eine Schicht auf dem Leder. Da das Leder im Kilopreis verkauft wurde, brachte aufgetragene Walkerde den Gerbern einen zusätzlichen Gewinn. Die benachteiligten Schuhmacher wehrten sich gegen den offensichtlichen Betrug und zogen deswegen vor Gericht. Hier bekamen sie Recht und von da an wurde das Leder ohne die Schicht Walkerde verkauft. (Mündliche Mitteilung von Schuhmachermeister Brauer, Maikammer). Der Wäschhüttenpfad war zu römischer Zeit gepflastert und führte, wie auch der Heldenpfad, zum Römerweg am Waldesrand. | Wascherde Grevenhausen Lambrecht Alsterweiler Walkerde Wäschhütte Waschhütte Lehmgruben Gerber Petersbrünnel Ton Walker Schuhmacher Wäschhüttenpfad Heldenpfad Römerweg | Wäschhütte Seite 78 | 6 | ||||||
Geschichte von Maikammer=Alsterweiler/Seiten | Flurname Alsterweiler | Wäschhütte, Heldenpfad, Römerstraße | Die vom Dorf aus zu der am Gebirge hingehenden Römerstraße (an Stelle der heutigen Berggasse und des Stotzweges) führenden Viehtrieb- und Geißweidewege führen durchs „Spielfeld" auf welches die gepflasterten Waschhütt- und Heldenpfade (Iter heroum) münden. Man schreibt diesen eine besondere Bedeutung zu. 46) | Stotz Spielfeld Held Flurname Alsterweiler Wäschhütte Heldenpfad Römerstraße Wäschhüttpfad Stotzweg Geißweideweg | Seite 11/1 | 6 | |||||
![]() | Handgezeichnete Karte vermutlich von Leonhardt | Eizum Spielfeld Held Karte Wäschhütte Mundrecht Euzum Sau Grund Costre Letten Geisweide Ortsplan Sandstraße | |||||||||
![]() | Aufnahme aus dem Jahr 2019. | Wascherde Lettengrube Wäschhütte |
Weblinks
Literatur
- ↑ Leonhardt, J. (Ed.), (1928) Geschichte von Maikammer=Alsterweiler Maikammer, Selbstverlag, Seite 107ff
Einzelnachweise
- ↑ Wittmer, R. (2000) Die Flur von Maikammer-Alsterweiler: Ihre Namen und steinernen Zeugen in Geschichte und Geschichten Maikammer, Ortsgemeinde Maikammer, Seiten 27-32
Anmerkungen
Zitate
Urkunden
Begriffe
Kategorien
Wäschhütte gehört den Kategorien an: Flurnamen (Alsterweiler)
Matthias Clemens Sigmund Dreyer sagt: Letzte Überarbeitung der Seite 30.10.2020. Alle Rechte der Seite bei ©Matthias Clemens Sigmund Dreyer. Der Name dieser Seite lautet: Wäschhütte. Nutzen Sie zur Zitierung für ihr Werk folgende vollständige Angabe: http://www.alsterweiler.net/wiki/Wäschhütte ©Matthias C.S. Dreyer /abgerufen am 30.03.2023 ↑...Seitenanfang
Referenzierungen
- ^ Titel: Die Flur von Maikammer-Alsterweiler.
Schlüssel: Die Flur von Maikammer-Alsterweiler/Flurnamen#Wäschhütte_Seite_78
Seite: Wäschhütte_Seite_78
Zitat: Der Flurname Wäschhütte erinnert an ein altes Handwerk, nämlich die Herstellung von Erdfarben. Stellenweise steht am Haardtrand ein blauer Ton an. Er wurde gestochen, ausgeschlämmt und in der Wäschhütte zu blauer Farbe verarbeitet. Es war eine wichtige Farbe, brauchte man sie doch für Mützen und Kutten der Küfer. Erst die Gründung der BASF im Jahre 1866 setzte der Erdfarbengewinnung ein Ende. Die Wäschhütte holte ihr Wasser vom nahen Petersbrünnel, das früher, so wie allen Quellen viel mehr Wasser brachte. Mit der gewonnen Farbe wurde in der Gewanne "im Färber" die von zahlreichen Leinenwebern (1823 waren es 22) angefertigten Leinenstoffe gefärbt. Diese färbten ihre gewebten Stoffe damals selbst, mit Hilfe des Wassers vom Mühlbach, der durch die dortige Gemarkung floß. Die Leinenweber galten früher als Hungerleider, sie mußten ihr Brot in Wasser backen und es als Milchsuppe essen. "Wenn bei den Leineweber die Mäuse in die Küche kommen, verhungern sie". Im Gegensatz zu den Wollwebern galten sie nicht als zunftfähig. In der Gewanne "Wäschhütte" wurde sogenannte Wasch- und Walkerde gegraben und mit Fuhrwerken nach Grevenhausen, einem Ortsteil von Lambrecht, zum Walken der Wollgewebe gefahren (Walken ist das unter Druck behandeln von wollenen Geweben mit Seifenwasser und Laugen), früher auch mit Walkerde (Gemenge von Kieselsäure und Tonerde). Walker waren die Arbeiter, die das Tuch mit der Verfilzmaschine kneteten. Dabei dienten sie auch beim abschließenden Waschvorgang als Fettlöser. Dieses Fettlösen machten sich auch die "Rotgerber" im Annweilerer Raum zu Nutze. So wurde die Walkerde dort benützt, um das Sohlleder geschmeidig zu machen und gleichzeitig das Leder zu färben, sowie die Fette der dazu verwendeten Häute wegzunehmen. Man sparte dabei nicht mit dem Auftragen der Walkerde auf das Leder. Diese trocknete dort an und bildete eine Schicht auf dem Leder. Da das Leder im Kilopreis verkauft wurde, brachte aufgetragene Walkerde den Gerbern einen zusätzlichen Gewinn. Die benachteiligten Schuhmacher wehrten sich gegen den offensichtlichen Betrug und zogen deswegen vor Gericht. Hier bekamen sie Recht und von da an wurde das Leder ohne die Schicht Walkerde verkauft. (Mündliche Mitteilung von Schuhmachermeister Brauer, Maikammer). Der Wäschhüttenpfad war zu römischer Zeit gepflastert und führte, wie auch der Heldenpfad, zum Römerweg am Waldesrand.
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