Die Seite für Alsterweiler von Matthias C.S. Dreyer u.a.
Sechsder Frihschobbe
Sechsder Frihschobbe (auch Sechster Frühschoppen) ist Teil einer Veranstaltungsreihe des Club Sellemols. Der Frihschobbe wird von Matthias C.S. Dreyer moderiert. Er findet statt am Sonntag, den 16. Juni 2019 ab 11.00 Uhr im Hof der Kredenburg[1].
Der Sechste Frühschoppen ist den Arbeitsgeräten im Weinbau gewidmet (und Begriffen, die damit in Verbindung stehen). Markus Hener wird Fachbegriffe um die Gerätschaften und die Tätigkeiten des Winzers zeigen und erläutern:
abzäächle, Anstößer, Anwanseln, Bitt (Bütte), botten, Bubbes, Haue, Heeb (Hepe, Häpe, Hippe), Hebeisen, Herbschdpuddel, Kammert(en), Karst, Kiwwel, kracken (alten Rebstock abschneiden), Krappe, Oäd, Ohmet, Sesel, Raisch (Reisch, Wisch), rühren (hacken), Schämel (3-4 Zeilen), seilen, Stickel (Bickel), Schdrääsel, Stufe (stufen), Tochtermannswingert, Unschlitt, Werzwisch.
Textentwurf
Club Sellemols / 6. Frihschobbe / Alsterweiler Brunnenkerwe 2019 / 16. Juni 2019 - 11:00 Uhr "Weinbau: wie's früher war." BEGRÜSSUNGEN - Markus und Matthias Moin ihr Leid.
MATTHIAS: Die ersten Spuren des Weinbaus tauchen bei den Römern auf. Sie besetzten unsere Gegend und brachten den Weinbau an den Haardtrand. Ihnen folgten andere Völker, Nationen, Könige und Kaiser, allein der Weinbau blieb. Der erste schriftliche (urkundliche) Nachweis, den ich kenne stammt aus dem Jahre 1307 und zwar vom 21. August: "Der kranke Stiftspräbendar Cunrad bei St. German zu Speier bestimmt testamentarisch der von ihm und seinem Bruder Sygelo auf den St. Petersaltar der St. Germanskirche gestifteten Pfründe den Genuss einer jährlichen Gült von 16 Malter Korn, 12 Ohm Wein, 8 Hühner und 5 Pfund Heller in den Dörfern (Rode unter der Veste Rietberg, Heinveit, Othensheim, Agleisterwilre, Hagenbach und Wachenheim, wovon aber 5 Malter Korn des Testators Schwester Agnes lebenslänglich vorbehalten werden. Ausserdem vermacht derselbe besagter Pfründe ein Haus mit Garten und Wingert zu Rode, einen halben Morgen Wingert und eine Wiese in der Gemarkung von Hagenbach, endlich Haus und Hof bei St. German gelegen, nach Ableben seiner Schwester Agnes, der auch sein Hausrat und sonstiger beweglicher Nachlass zur freien Disposition zufallen soll. Dem St. Germansstift überweist derselbe einen Malter Waizen, welcher an seinem und seines Bruders Sygelo Jahrgedächtnisse gleichmässig unter die Stiftsherren und Stiftsvikare verteilt werden soll." Es gab also schon Wein in Alsterweiler und es gab wohl schon Grundbesitz für das St. Germanstift (Wirtschaftshof Hauptstraße Nr. 41 heute Armin Kupper). Der nächste Nachweis stammt aus dem Jahre 1314, am 21. Januar. Und es verwundert nicht, daß es dabei um den Weinbau am Eichelberg geht, wohl die älteste Weinlage in Alsterweiler. Diese beiden Hinweise sollen ausreichen, um den ohnehin bekannten Sachverhalt auch zeitlich einzuordnen. Gäbe es ältere Urkunden würden wir sicherlich auch weiter zurückliegende Nachweise zum Weinbau auflisten können.
MARKUS: Es ist auch bekannt, daß der Weinbau der früheren Jahre kaum noch mit dem Weinbau und seiner Technik von heute vergleichbar ist. Seit dem Einzug der Maschinen hat sich im Weinbau eigentlich alles geändert. Der 6. Frihschobbe befasst sich mit den Arbeitsgeräten, die mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Außerdem werden wir auch einiges an Brauchtum vorstellen, das mit dem historischen Weinbau verbunden ist. Es ist schlicht unmöglich, in einer knappen Stunde, einen vollständigen Abriß über die Weinbaugeschichte und sämtliche eingesetzte Materialien, Arbeitsweisen und Geräte zu geben. Deshalb muss eine kleine Auswahl genügen. Unser Club-Mitglieder Albert Orth war so freundlich aus seinem Fundus einiges zur Verfügung zu stellen. So können wir eine kleine Auswahl zeigen und vieles erklären.
MATTHIAS: Da ich weder Winzer noch Küfer, nicht einmal Tagelöhner bin, muss den fachlichen Teil Markus Hener übernehmen. Er bewirtschaftet einen Weinberg in Edenkoben nach traditionellen Methoden. Im Folgenden werden wir immer wieder Bezug nehmen zu Urkunden, zur Ortschronik, zum Pfälzer Wörterbuch und zum Wörterbuch der Winzersprache. Wir beginnen mit der Dorfordnung für Maikammer und Alsterweiler aus dem Jahre 1549. Diese Dorfordnung ist ein historischer Schatz, dem ich einmal einen eigenen Frihschobbe widmen muss. Heute soll ein Auszug genügen: In Artikel XI heißt es: "Item so gemeinsman ein eygert hat in der marck zwuschen den wingarten liegen und gipt die beth gleich den wingarten darvon, so da wingart maß ist, und begert dieselbig geheuet zu haben, sol derselbigk ein wüsch uff gemelt eygert stecken. Was dann daroben ergriffen würd, es wer pferdt, kuhe oder jemands grassen, solchs soll zu peen 9 d verfallen sein. Auch sol, wa eyn gemeinßman ein eckerlein mit der hawen gebaut hett, niemands daruff geen oder faren bey obgenanter eynunge."
MARKUS: In diesem Artikel XI erscheinen zwei wichtige Begriffe, auf die wir eingehen wollen: einmal der Wüsch, auch Wisch und die Haue. Die Haue... Erläuterungen am Gerät. Der Haue ganz ähnlich ist der Drei/Zweizack... Rodbiggel, Dreizack, Wissebeil...
Ein sehr kleines Arbeitsgerät ist die Hippe/Hepe oder auch Sesel...
MATTHIAS: Zurück zu unserem Artikel XI der Dorfordnung von 1549. Dort hieß es ja: "derselbigk ein wüsch uff gemelt eygert stecken." Es soll noch der Begriff des Wüschs geklärt werden. Der Wüsch ist heute ein Wisch, wie wir es noch im Begriff Werzwisch kennen. Es ist ein gebundener Strauß, beim Werzwisch ein Gewürzsstrauß, im Falle unseres Artikels XI ein Heu- oder Strohstrauß, wohl ein Boschen. Er wurde zur Kennzeichnung des Grundstücks eingesetzt. Es ist sozusagen ein Besitzanspruch. Wenn also jemand Brachland bearbeitet hat - das ist Eygert, soll er zur Kennzeichnung, das habe ich gemacht und möchte das auch verwerten, einen Wisch aufstellen.
In früheren Zeiten wurde alles Arbeitsgerät aus Holz und Eisen gefertigt. Sämtliche Eimer, Fässer, Bütten usw. waren aus Holz und mit Eisenreifen verstärkt. Ohne den Küfer war Weinbau nicht denkbar. Deshalb waren die Küfer auch angesehene Leute im Dorf. Wir sehen diese Eisenverstärkungen an der Hott, an den Leseeimern usw.
MARKUS: Hott...(erläutern) Leseeimer...(erläutern) Bitt...(erläutern)
MATTHIAS: Die Eisenreife waren auch gleichzeitig ein Symbol für den gemeindlich genehmigten Weinausschank. So schreibt unsere Dorfordnung von 1549 im Artikel I: "Erstlichs so einer wolt wein schencken und geschickt mit stallunge auch anderm als leger, derselb sol ein reyfe ußstecken und ein ganz jare wein schenkken wie von alter her beschehen, bey derer eynunge 1 pfundt pfeninge oder sol dem weinschanck obersteen." Eine schöne Tradition, die man heute leider vermisst. Mit anderen Worten: Wer Wein ausschenkt, muss dies mit einem Reifen kundtun. Wer dies unterlässt wird bestraft.
MARKUS: Jetzt war der Winzer ja ein frommer und trinkfreudiger Mann, in Alsterweiler auch Mucker genannt. Wenn er ins Feld ging, hatte er seine "Versorgungsstation" immer dabei. Schließlich blieb er dort den ganzen Tag über. Seine Gerätschaften "parkte" er in einem Wingertshäuschen, das bei schlechtem Wetter auch als Unterstand diente. Derartige Häuschen finden sich noch zahlreich am Kapellenberg. Zwei davon stehen sogar unter Denkmalschutz. Leider werden sie nicht mehr so gepflegt. Jedenfalls nahm der Winzer seinen Trunk mit in den Weinberg: Bubbes...(erläutern)
Das Allround-Gerät des Winzermanns und seiner Fraa war die Keetz. Mit ihr wurde alles transportiert, was nicht niet- und nagelfest war. Vom Mist über die Rebehäselcher usw. Riggekeetz...(erläutern) Mischdkeetz...(erläutern)
MATTHIAS: Wir sind nun an das Ende unserer kleinen Reise durch die Historie des Weinbaus angelangt. Wir schließen mit einem Auszug aus dem Weistum der Gemeinde Elmstein aus dem 15. Jahrhundert: "Auch ein Armer soll mit seinem Weib ein Ohm Wein alleine trinken können".
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Weblinks
Literatur
Einzelnachweise
- ↑ Andere Feste in der Pfalz mit ähnlichem Namen: Kinnelsbrunnefeschd (Gommersheim)
Anmerkungen
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